Die letzten Giganten

Steigen über eis’ge Höh’n, harter Firnschnee weit und breit,
Winde, die aus tiefen Spalten weh’n, kalter Hauch aus der Vergangenheit.
Wage nicht, sie zu ergründen, diese glitzernd-riss’ge Haut:
In blaue Höhlen, weiße Schründe hat noch nie zuvor ein Mensch geschaut…

  Spürst du, wie der Gletscher lebt, welche Kraft noch in ihm steckt?
  Dieser Grat, auf dem du stehst, war Äonen lang bedeckt…
  Doch der Panzer geht zurück, ist nicht länger ew’ges Eis,
  seine Schichten Stück für Stück geben zögernd ihr Geheimnis preis.

Manche glauben, es gibt Tore hin zu einer inn’ren Welt;
dass ein Gletscher jene Arche seit Urzeit unter sich verborgen hält;
dass mit dem Schmelzen der Giganten, zwölftausend Jahre sei es her,
das ferne Königreich Atlantis für alle Zeit im Meer versunken wär’.

Sind wir nur hilflose Zeugen, ist ihr Ende nicht mehr weit?
Seh’n die Enkel uns’rer Enkel staunend Bilder einer lang verschwund’nen Zeit?
Nein, wir müssten es längst wissen, die Zeichen stehen an der Wand:
Auf uns geht dieses Mal Atlantis – haben wir sie vielleicht zu spät erkannt?