Rouge oder Noir

Die Mitternacht ist überschritten, du hängst gebannt am grünen Tuch,
die Zeit ist dir schon längst entglitten, und niemand sagt, es ist genug!
Du setzt, als ging es um dein Leben, die Hände feucht, die Augen starr,
das letzte Bargeld ausgegeben, die Kugel rollt: Rouge oder Noir…

Für dich gab’s schon mal and’re Zeiten: ein Haus, Ferrari vor der Tür,
hattest zu tun mit wicht’gen Leuten, und schöne Frauen neben dir.
Um in der Szene “in” zu bleiben, stellst du dort nur mit Geld was dar,
du ließst dich an den Spieltisch treiben – “Faites votre jeu”: Rouge oder Noir…

  Am Anfang war das alles ein Spiel
  mit Vorsicht, setztest niemals zu viel,
  den Einsatz hattest du bald wieder raus,
  Ganz lässig die Systeme gecheckt
  und immer die Verluste gedeckt,
  die Loser am Tisch lachtest du heimlich aus…

Der Gewinner bleibt nicht lang alleine: falsche Freunde gingen ein und aus.
Wo sind all die hübschen Scheine? Warfst du sie g’rad zum Fenster raus?
Am Ende kannst du nur verlieren, war dir denn das nicht immer klar?
Du denkst, das kann dir nie passieren – alles im Griff: Rouge oder Noir…

  Irgendwann wurde alles zur Flucht,
  erst Leidenschaft und dann nur noch die Sucht,
  der Spieler lebt in seiner eig’nen Welt.
  Irgendwann keine Glückssträhne mehr,
  am Ende – alle Taschen leer…
  Hast du dein Geld niemals gezählt?

Die Konten: weit überzogen, mit der Karriere ist es wohl aus.
Aus deinen Clubs längst rausgeflogen, der Kuckuck klebt an deinem Haus…
Der letzte Einsatz soll es bringen, diesmal auf Zahlen, volles Risiko!
Und dieses Mal muss es gelingen – “Rien ne va plus…….Zéro”