“Schau die Küste da unten, ich schätze, es ist nicht mehr weit!”
Die Golden Gate Bridge steigt zum Himmel hinauf.
“Please fasten your seat-belts” – wir halten die Pässe bereit.
Hello America – komm’ nimm’ uns auf!
Knallgelbe Taxis fahr’n dichtgedrängt an uns vorbei,
wir laufen und atmen die Stadt in uns ein.
“Dort vorn in der Cable Car sind noch zwei Stehplätze frei!”
“Zum Seehafen – da wollten wir lang schon sein!”
Am Fisherman’s Wharf sind Artisten und Künstler vereint,
bei der menschlichen Jukebox werd’n Lieder bestellt,
ein Pantomime gibt ausdrucksvoll vor, Charlie Chaplin zu sein,
und Greenpeace sammelt Spenden für die Wale der Welt.
Am Ende des Hafens das Folksingerpaar sieht man kaum,
er steht, und ihr liegt die Gitarre auf Knien,
sie singen von Fernweh, von Liebe, vom Freisein, dem Traum
vom Irgendwann-Aufmerksamkeit-auf-sich-Zieh’n
Die Musik fängt uns ein, und so bleiben wir endlos lang steh’n,
Sherrill singt Lieder, die Tom für sie schrieb.
Später erzählt er uns, wie seine Lieder entsteh’n,
sie sagt, dass es leider Cassetten nicht gibt.
“Wo kommt ihr beiden denn her, seid ihr lange schon hier?”
“Wir fangen grad an, auf Erkundung zu geh’n…”
Tom sagt, “Wenn ihr uns als Führer nehmt, könntet ihr
die Stadt aus ganz eigenem Blickwinkel seh’n.”
Ich seh’ alles vor mir, ganz deutlich und klar,
nach so langer Zeit sind die Bilder noch da.
Erinnerst du dich, weißt du noch, wie es war?
Wir zwei auf der Suche nach uns’rem Amerika.
Am Morgen fährt wirklich ein alter Ford Thunderbird vor,
wir donnern wie Bullitt die Hügel hinab.
Das Radio dröhnt, und wir singen die Lieder im Chor
und fragen uns unsere Lieblingsbands ab.
Ein Aussichtspunkt liegt in den nördlichen Bergen versteckt,
weit drunten erstreckt sich die Goldene Bucht,
bald schimmert die Brücke, bald ist sie von Nebel bedeckt –
nach diesem Platz hätten wir ewig gesucht…
Irgendwann kommen wir bei Sausalito ans Meer
und seh’n uns die schwankenden Hausboote an.
Sie sagt, der Kampf um die Boote ist lange schon her,
den gegen die Stadt die Gemeinschaft gewann.
Ich seh’ alles vor mir, ganz deutlích und klar…
Für Sherrill und Tom ist das Leben als Sänger nicht leicht,
überall hörst du hier gute Musik.
Nur ‘ne weitere Band, die ihr Ziel vielleicht niemals erreicht,
sie sind wirklich gut, doch fehlt ihnen das Glück.
Ein kleines Appartement, Haight Ashbury, Souterrain C,
der Hut voller Münzen reicht fürs Leben nicht aus,
so jobbt Tom als Tankwart, und Sherrill bedient im Café,
und die Katze bleibt immer alleine zu Haus.
Tom versucht, Musiker für sich zu interessier’n,
wir seh’n ihn beim Blueskonzert von B.B.King,
dort kann er beim Rock’n’Roll-Jam mit ihm improvisier’n
und hofft, dass das ihrem Erfolg etwas bringt.
Ich seh’ alles vor mir, ganz deutlich und klar…
Viel zu schnell geht uns’re Zeit mit den beiden vorbei,
wir wollen noch vieles von ihrem Land seh’n.
Ein letztes Mal vor uns’rer großen Tour seh’n wir die zwei,
im Gefühl, dann als Freunde von ihnen zu geh’n.
Wir reden und singen und lachen bis spät in die Nacht,
der Joint wird von Hand zu Hand weitergereicht,
ernsthafte Pläne für’ne Deutschlandtour werden gemacht,
die Zukunft erscheint uns verlockend und leicht.
Doch unser Traum war jetzt die Wirklichkeit, ihrer zerbrach –
lange Zeit später erreicht uns ein Brief:
sie schreibt, sie hätt’n sich getrennt, doch der Schmerz ließ’ jetzt nach,
und die Freundschaft zu uns blieb’ trotzdem intensiv…
Ich seh’ sie noch vor mir, ganz deutlich und klar,
nach so langer Zeit sind die Bilder noch da.
Erinnerst du dich, weißt du noch, wie es war?
Sherrill und Tom war’n unser Amerika,
Sherrill und Tom war’n unser Amerika.
Dieser Song ist Sherrill Tatomer und Tom DiBell gewidmet.